Siegerfreude: Tim Sandkaulen (l.) und Constantin Frantzen holten sich den Doppel-Titel.Foto: Dieter Schachtschneider
Es war ein Spiel unter Freunden, doch für 59 Minuten musste die Freundschaft pausieren. Tim Sandkaulen (24) und Constantin Frantzen (24) holten sich im Finale gegen Tom Gentzsch (18) und Leopold Zima (22) den Titel in der Doppelkonkurrenz bei den Wilhelmshöhe Open. Beim Sieg in zwei Sätzen (6:4, 6:2) kannte das an Nummer 3 gesetzte Duo keine Freunde und wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Diese hatten sich die sympathischen Jungs vor ihrem Start in Kassel unter anderem durch die Turniersiege in Most und Meerbusch verdient. „Unser erster Titel in Deutschland ist etwas Besonderes“, freute sich Tim, „es klappt offensichtlich ganz gut mit uns.“ Dabei sind sie erst seit diesem Jahr als Doppel auf der Tour unterwegs, zeigten aber, dass sie bereits einige Matcherfahrung mitbringen.
Besonders in kritischen Situationen waren sie konzentrierter und abgezockter als ihre Gegner. Während die Sieger drei von zehn Breakbällen nutzen konnten, ließen Gentzsch/Zima alle sieben Breakbälle liegen. Sandkaulen/Frantzen – das könnte eine erfolgreiche Paarung im Tenniszirkus werden. „Wir würden gerne weiter zusammen spielen und als Doppel besser werden“, kündigte Constantin an. Mit ihrem Siegeszug bei den „WO“ haben sie ihr Potenzial mehr als nur angedeutet.
Beim unterlegenen Duo überwog dennoch die Freude über das ohne Satzverlust erreichte Finale mehr als die Enttäuschung über die Niederlage. Es ist der bisher größte Erfolg in der ebenfalls noch jungen Doppelkarriere. „Wir konzentrieren uns eigentlich mehr auf das Einzel, haben erst vier Turniere gemeinsam gespielt. Dafür hat es hier ganz gut funktioniert“, so Tom. „Wir sind ein gutes Team bisher“, bestätigte auch Leo.
Übrigens: Das diesjährige Doppelfinale war das erste mit ausschließlich deutschen Spielern seit 2007. Damals holten Philipp Marx/Lars Pörschke gegen Marcello Craca/Dieter Kindlmann (6:4, 6:4) den Titel.
Fanselow und Vrbensky im Finale
Was für ein Match! Im zweiten Halbfinale des Tages boten Michael Vrbensky (Tschechien, ATP 513) und Raphael Collignon (Belgien, ATP 540) den Fans eine große Show. Es war das wohl beste Spiel seit langem bei den Wilhelmshöhe Open, das die ohnehin schon sehr hohe Qualität der bisherigen Runden in diesem Jahr noch einmal überbot. Am Ende stoppte Michael Vrbensky den Siegeszug seines Kontrahenten, der zuvor die Turniere in Monastir und Marburg gewonnen hatte. Vrbensky hatte dort im Viertelfinale noch gegen Collignon verloren. Gestern hatte er nach einem spektakulären Match mit 3:6, 7:6(3), 7:6(5) nach 2:51 Stunden die Nase vorn. Da gab es für beide stehende Ovationen. „Ich bin sehr glücklich, dass ich es geschafft habe und das Finale spielen kann. Das Match war wirklich hart, jetzt möchte ich es nur noch genießen“, so der gefeiert Sieger Michael Vrbensky .
Zuvor hat es Sebastian Fanselow (ATP 321) endlich geschafft: Er ballte die Faust und schrie die Freude heraus. Zum ersten Mal steht der 30-Jährige im Endspiel der Wilhelmshöhe Open. „Ich war schon oft hier, bin aber nie über die zweite Runde hinaus gekommen. Jetzt Finale, gut“, sagte er kurz nach dem 6:2, 6:4-Sieg über den Georgier Alexandre Metreveli (ATP 679). Das obere Tableau des Hauptfeldes hatte es in sich, umso größer war die Erleichterung, jetzt im Finale zu stehen.